Die Fastnacht, auch „fünfte Jahreszeit“ genannt, beginnt offiziell mit dem 11. Tag des 11. Monats eines Jahres, also am 11. November
Der Name Fastnacht bezeichnete ursprünglich nur den Dienstag vor Aschermittwoch, wurde aber im Zuge der Sprachentwicklung auf die ganze Zeit ab dem 11.11. übertragen.
Die üblichen Begriffe für die närrischen Bräuche, mit denen vor der Fastenzeit gefeiert wird, sind im Hochdeutschen Fastnacht, Fasching und Karneval. Darüber hinaus gibt es je nach regionalem Dialekt aber auch Sonderformen wie „Fasnacht“, „Fassenacht“, oder die alemannische „Fasnet“.
Das deutsche Wort Fastnacht leitet sich sprachgeschichtlich aus dem Wort „Fasten“ ab. Das Wort Karneval, das sich im Spätmittelalter (ca. 1200 nach Chr.) herausgebildet hat, hat seine Wurzeln in der lateinischen Sprache. Es setzt sich zusammen aus den Wörtern „caro“ (Fleisch) und „elevare“ (aufheben). Der Name Karneval bedeutet also nichts anderes als den Verzicht auf Fleisch im täglichen Speiseplan und verweist damit auf die bevorstehende vorösterliche Fastenzeit.
Auch wenn das bunte Treiben an den Fastnachtstagen nicht immer als christlich zu bezeichnen ist, so kann die Fastnacht nicht losgelöst von der kirchlichen Fastenzeit betrachtet werden: ohne die vorösterliche Bußzeit gäbe es auch die närrischen Tage nicht.
Der Bezeichnung Fasching begegnet man vor allem im süddeutschen Raum und in Österreich. Sie leitet sich ab vom mittelhochdeutschen „vast-schanc“, das den Ausschank vor der Fastenzeit bezeichnet und ebenfalls auf die bevorstehende vorösterliche Bußzeit verweist.
Der Karneval wird sehr unterschiedlich zelebriert: Umzüge, Musik und das Verkleiden spielen eine große Rolle. Ganz eigenständige Formen entwickelte der Karneval in Lateinamerika, etwa beim Karneval in Rio, oder der Karneval in Venedig. Auch in den Südstaaten der USA gibt es eine ausgeprägte Karnevalstradition. In New Orleans trägt der Fastnachtsdienstag die französische Bezeichnung Mardi Gras (Fetter Dienstag). Im deutschen Sprachraum sind die „Hochburgen“ des Karnevals das Rheinland und die schwäbisch-alemannische Fastnacht.
Vorläufer des Karnevals fanden bereits vor Jahrtausenden in Mesopotamien statt, dem Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. besagt, dass nach Neujahr ein siebentägiges Fest gefeiert wurde: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert und dies ist bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.
Fastnacht und Karneval in Europa und Deutschland
Im mittelalterlichen Europa (Mittelalter: ca. 500 bis ca. 1500 nach Chr.) feierte man Narrenfeste vom 12. Jahrhundert an bis zum Ende des 16. Jahrhunderts um den Epiphaniastag, den 6. Januar.
Kirchliche Rituale wurden parodiert, die unteren Kleriker schlüpften vorübergehend in Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit. In Form von Prozessionen wurden auch die Bewohner der Städte am Fest beteiligt.
Die wohl älteste literarische Erwähnung der „fasnaht“ findet sich in dem auf das Jahr 1206 datierten Teil des Parzival des Minnesängers Wolfram von Eschenbach. Der Dichter beschreibt dort sehr anschaulich, wie die Frauen rund um die Burg der Grafen von Hirschberg-Dollnstein am Donnerstag vor Aschermittwoch groteske Spiele und Tänze mit Verkleidungen vollführten.
In Deutschland entwickelten sich Fastnachts- und Karnevalsbrauchtum als christliche Ausrichtung möglicherweise im 11. Jahrhundert. Das älteste schriftliche Zeugnis über den „Fastelovend“ findet man im so genannten Eidbuch der Stadt in Köln aus dem Jahre 1341, wonach der Rat der Stadt
dafür kein Geld mehr bewilligen darf.
Im Mittelalter bedeutete die Fastenzeit einen radikalen Einschnitt im Jahresablauf. Neben Fleisch war auch der Verzehr von Milch, Butter, Käse, Schmalz, Fett und Eiern streng verboten. Deshalb wurde in den Tagen vor der Fastenzeit Fleisch in größeren Mengen konsumiert. Darüber hinaus war es notwendig, verderbliche Vorräte zu verwerten. So entstanden beispielsweise in Schmalz gebackene, eierhaltige „Fastnachtsküchlein“ oder „Fastnachtskrapfen“.
Auch das Gebot sexueller Enthaltsamkeit gehörte zur Fastenzeit. Junge Paare legten daher ihre Hochzeitsnacht gerne in die Fastnacht und der Tag vor Aschermittwoch wurde zu einem beliebten Hochzeitstermin. Aus dem gleichen Grund fanden auch Tanzveranstaltungen unmittelbar vor der Fastenzeit statt. So wurden Musik und Tanz zu einem wesentlichen Element der Fastnachtstage.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Spiel- und Schaubräuche der Handwerksgesellen als neue Elemente der Fastnacht eingeführt. Diese reichten von ernsthaften Wettkämpfen und komischen Turnieren wie Pflug- oder Eggenziehen bis hin zu städtischen Umzügen in späterer Zeit. Seit Beginn des 15. Jahrhunderts traten die Akteure dabei zunehmend verkleidet und maskiert auf.
Weltliche als auch geistliche Obrigkeit begegnete dem Fastnachtstreiben am Vorabend zur Fastenzeit weitgehend mit Toleranz, aber bestimmte Regeln mussten eingehalten werden. So verbat der Kölner Stadtrat wiederholt den „Mummenschanz“; so auch 1487, weil das „Vermomben, Verstuppen und Vermachen“ wohl zu schwer steuerbaren Exzessen geführt hatte.
Ab Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhunderts basierte das Verständnis der Kirche für die Fastnacht auf den Lehren von Augustinus. Nach dessen Werk De civitate Dei steht die Fastnacht für den Staat des Teufels. Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass der Staat des Teufels wie auch der Mensch vergänglich sind und am Ende Gott siegreich bleibt. Als Demonstration einer verkehrten, unheilvollen und gottfernen Welt tendierte man bei Kostümierung und Masken sehr stark hin zur Darstellung von Negativgestalten wie Teufelsmasken und Fratzen.
Daneben entstand auch eine neue Fastnachtsfigur, die immer stärker zum Repräsentanten der Fastnacht schlechthin wurde: der Narr. Die Figur des Narren wird heute gleichgesetzt mit der eines lustigen Menschen, eines Spaßmachers oder Possenreißers.
Im ursprünglichen Sinn galten jedoch alle Außenseiter der Gesellschaft und alle Ungläubigen und Nichtchristen, als „Narren“ im weitesten Sinne und waren in der Fastnacht sowohl Abschreckung aber auch Belustigung. Jedem sollte damit vor Augen geführt werden, dass auch er selbst jederzeit von „Narrheit“ bedroht ist. Dabei dominierten schon immer die „künstlichen Narren“, d.h. „normale“ Menschen, die die Rolle des Toren während der Fastnacht nur spielten. Diese alte Interpretation des Narren als Inbegriff der verkehrten, heillosen Welt hat nur wenig mit dem heutigen Fastnachts- oder Karnevalsnarr zu tun.
Zunächst war das Feiern der Fastnacht – also die Regentschaft der Narren im Narrenreich- auf den Dienstag vor Aschermittwoch begrenzt. Schließlich erfolgte die Ausweitung der Feiern auf sechs Tage mit Beginn am Donnerstag vor Aschermittwoch: der Donnerstag war Back- und Schlachttag, der Freitag galt als ganzjähriger Fastentag, der Samstag war nur ein halber Werktag und am Wochenende musste die Sonntagsruhe eingehalten werden. Diese Ausdehnung der Fastenzeit auf sechs Tage wird auch damit erklärt, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat.
Wandel der Fastnacht in der Neuzeit
Die Reformation stellte die vorösterliche Fastenzeit in Frage. In protestantischen Gegenden verlor damit die Fastnacht ihren Sinn, viele Bräuche gerieten zum Teil wieder in Vergessenheit.
Fastnacht wurde als katholische Unsitte und unchristliches Teufelswerk angeprangert, da nach Luther der Christ nicht die Entscheidungsmöglichkeit zwischen Gut oder Böse hat, sondern stets „Gerechter und Sünder zugleich“ ist und nur durch den Glauben gerettet werden kann; damit bedarf der Mensch keiner Fastnacht und keines Fastens.
Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts war das närrische Treiben an Fastnacht eigentlich nur noch ein Fest der unteren Volksschicht, wobei es häufig zu Raufereien, Pöbeleien u. ä. kam. Bei der Obrigkeit und der gebildeten Oberschicht besaß es kein Ansehen mehr. Die Fastnacht mit ihren Masken und Schreckgestalten sah man als unzeitgemäß und überholt an.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es jedoch, wohl beeinflusst durch die Romantik, zu einem Bewusstseinswandel in Bezug auf das Fastnachtsgeschehen. Das gebildete Bürgertum versuchte zunehmend, die Fastnachtsaktivitäten vom Vulgären zu befreien und neu zu gestalten. Die Fastnacht der Handwerkszünfte wurde in der Folge der Französischen Revolution und der Besatzung durch Napoleon sogar aufgelöst.
Die Neubelebung des Karnevals („organisierte Fastnacht“) machte den Anfang in Köln, das seit 1815 preußisch war. Der spätere König Friedrich Wilhelm IV. wurde mit dem Ruf „Kölle Alaaf“ begrüßt. 1823 wurde ein Karnevalskomitee bzw. ein „Festordnendes Komitee“ gegründet, das beschloss, die Leitung des Festes in die Hände der symbolischen Figur des „Helden Karneval“ zu legen.
Das „Festordnende Komitee“ organisierte am Rosenmontag einen geordneten Fastnachts- bzw. Karnevalsumzug, für den jährlich ein neues Motto vergeben wurde. Allmählich entstanden aber auch andere Elemente des rheinischen Karnevals, wie z. B. Sitzungen, Aufführungen von Narrenstücken oder die Narrenkappe.
Die neue Form einer organisierten Fastnacht breitete sich sehr schnell entlang des Rheins aus. 1825 übernahmen die Städte Düsseldorf und Koblenz, 1826 Bonn und 1829 Aachen diese Neuerungen. In Mainz begann man erst im Jahre 1837 die Fastnacht nach dem Kölner Vorbild zu reformieren. Die Mainzer Fastnacht war allerdings von Anfang an politisch ausgerichtet. Engagierten Publizisten gab man die Möglichkeit, ihre politischen Forderungen in Form von Büttenreden, Glossen und Liedern zum Ausdruck zu bringen.
Auch im Südwesten Deutschlands fand zunächst die gleiche Entwicklung wie entlang des Rheins statt. Während sich jedoch in Köln, Mainz und Düsseldorf der Sitzungskarneval und die Karnevalsumzüge mit Motivwagen bis heute erhalten haben, entwickelte sich ab 1900 im baden-württembergischen Raum eher Abneigung gegen diese Form des Feierns. Das einfachere Volk fühlte sich von oben bevormundet und fing wieder an, mit alten Narrenkleider und Masken die Fastnacht wie in früheren Zeiten mit Mummenschanz und lärmendem Treiben zu feiern.
Bis heute ist der Karneval Sinnbild katholischer Mentalität. Während sich die ältere Fastnacht in Südwestdeutschland nach wie vor in katholischen Gebieten findet, führte ein regelrechter Fastnachtsboom in den 1990er Jahren auch in protestantischen Gegenden die Fastnacht ein. In der Schweiz hat Basel einen Sonderstatus: die Stadt feiert trotz des seit Jahrhunderten vorherrschenden Protestantismus eine alte, traditionelle Fastnacht.
Als offizieller Beginn der Fastnachtszeit gilt in vielen deutschsprachigen Ländern der Dreikönigstag, der 6. Januar.
An Karneval maskiert man sich, damit man die Maske fallen lassen kann.
Gerhard Uhlenbruck
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